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'''Selbstlaute (Vokale)''' | '''Selbstlaute (Vokale)''' |
Version vom 12. Januar 2014, 17:49 Uhr
Inhaltsverzeichnis
Warum eine Lauterbacher Mundart-Sammlung?
In den letzten Jahren hat sich bei mir ein richtiges Faible für unsere Lauterbacher Sprache herauskristallisiert. Entwickelt hat sich diese Vorliebe eigentlich aus Spaß daran, Mundart-Wörter, die meine Großeltern benutzt haben und die sozusagen völlig „aus der Mode gekommen“ sind, im Gespräch mit einfließen zu lassen. Verständlicherweise wird darüber gewitzelt, aber ich habe auch generell festgestellt, dass unsere Mundart von vielen – auch denjenigen, die sie selbst sprechen – belächelt und von oben herab behandelt wird.
Meine „Macke“ in Hinblick auf unsere Sprache erlebte ihren bisherigen Höhepunkt bei der Verleihung eines „Schwätz-Diploms“, das mir anlässlich meines 50. Geburtstag verliehen wurde und für das ich eine umfangreiche mündliche Prüfung in unserer Mundart ablegen musste. Mittlerweile habe ich angefangen typische Lauterbacher Mundartwörter zu sammeln und aufzuschreiben. Dabei hat mich die Vielfalt der Wörter total erstaunt. Es ist wirklich so, dass wir mit unserem Dialekt eine eigene Sprache, mit ganz spezieller Grammatik, sprechen. Sie ist unsere Muttersprache und wir sind ohne Zweifel zweisprachig aufgewachsen.
Angeregt durch diverse Gespräche und insbesondere durch die Bekanntschaft mit Dr. Edith Braun, die sich mit der Erforschung und Dokumentation der saarländischen Mundarten befasst und die der Allgemeinheit durch ihre Mundart-Kolumne in der Saarbrücker Zeitung bekannt ist, sowie dem Engagement von Erik Roskothen vom Verein für Kultur und Information würde ich gerne – zusammen mit allen Interessierten – eine interaktive Wörtersammlung auf der Lauterbacher Website veröffentlichen. Funktionieren würde dies wie bei Wikipedia, wo jeder seine eigenen Beiträge einstellen kann. Dadurch könnte ein lebendiges und immer wieder aktuelles Wörterbuch entstehen. Es wäre ein Beitrag, unsere ganz eigene Mundart, nämlich die Lauterbacher Mundart, zu bewahren. Mich persönlich reizen dabei ganz besonders die „alt hergebrachten“ Wörter, wie sie unsere Groß- und Urgroßeltern gesprochen haben und die Wörter, von denen ich den Eindruck habe, dass es sie nur in Lauterbach gibt. Unter diesem Gesichtspunkt habe ich bisher meine Wörter gesammelt und diese nun sozusagen als Anfangsbestand in Punkt 3 erfasst.
Es gibt einige Freunde und Bekannte, von denen ich weiß, dass sie gern „ihre“ Wörter beisteuern würden. Besonders freuen würde ich mich, wenn unsere Lauterbacher Bürger, die sich schon seit Jahrzehnten um unsere Mundart verdient machen, ihren Wortschatz einbringen würden. Zu beachten ist dabei eine einheitliche Schreibweise, die man sich über Punkt 4 aneignen kann. Ansonsten bedarf es der Anmeldung und schon kann’s losgehen.
Viel Spaß beim Mitmachen!
Steffi Maas
Die Lauterbacher Mundart-Sammlung
Sprüche und Redewendungen
Schreibweise und Anleitung
Mundartsprachen sind eigene Sprachen mit von der Hochsprache abweichenden Lauten und Wörtern sowie besonderer Grammatik. Beim Erfassen einer Wörtersammlung durch verschiedene Personen ist eine einheitliche Schreibweise der Wörter ganz wichtig. Nachstehend habe ich die Laute, ihre Schreibweise und Beispiele dazu aufgeschrieben, angelehnt an das Lebacher Mundartbuch, herausgegeben von Dr. Edith Braun. Diese Vorlage war eine große Hilfestellung, Arbeits- und Zeitersparnis. Herzlichen Dank dafür. Selbstverständlich sind immer Veränderungen möglich.
Selbstlaute (Vokale)
Laut: kurzes offenes i - Schreibung: i - Beipiel: vill (viel)
Laut: langes geschlossenes i - Schreibung: ie - Beispiel: Dier (Tür) oder Schreibung: ih - Beispiel: ihm (ihm)
Laut: kurzes geschlossenes e - Schreibung: é - Beispiel: Lèwwer (Leber)
Laut: kurzes offenes e - Schreibung: e - Bespiel: Bett (Bett) oder Schreibung: ä - Beispiel: Säck (Säcke)
Laut: langes geschlossenes e - Schreibung: ee - Beispiel: heere (hören) oder Schreibung: eh - Beispiel: kehre (kehren)
Laut: langes offenes e - Schreibung: ää - Beispiel: bräät (breit) oder Schreibung: äh - Bespiel: drähe (drehen)
Laut: Murmellaut (unbetont) - Schreibung: e - Bespiel: e Haus (ein Haus)
Laut: kurzes a - Schreibung: a - Bespiel: Hawwer (Hafer)
Laut: langes a - Schreibung: aa - Beispiel: Fraa (Frau) oder Schreibung: ah - Bespiel: Zahl (Zahl)
Laut: kurzes geschlossenes o - Schreibung: ó - Beispiel: dóll (toll)
Laut: kurzes offenes o - Schreibung: o - Bespiel: Dochder (Tochter)
Laut: langes geschlossenes o - Schreibung: oo - Bespiel: Roos (Rose) oder Schreibung: oh - Bespiel: froh (froh)
Laut: langes offenes o - Schreibung: òò - Beispiel: klòòr (klar) - oder Schreibung: òh - Beispiel: Dròht (Draht)
Laut: kurzes offenes u - Schreibung: u - Bespiel: Bulles (Gefängnis)
Laut: langes geschlossenes u - Schreibung: uu - Bespiel: Buud (Bude) oder Schreibung: uh - Bespiel: Fuhr (Furche)
Zwielaute
Laut: a + i - Schreibung: ai - Beispiel: Geiß (Ziege)
Laut: langes a + i - Schreibung: aai - Beispiel: Aaier (Eier)
Laut: a + u - Schreibung: au - Beispiel: Paus (Pause)
Mitlaute (Konsonanten)
1. Zisch-, Reibe- und Nasenlaute
Schreibung: sch - Beispiel: Disch (Tisch)
Schreibung: schb - Beispiel: Schbiel (Spiel)
Schreibung: schbr - Beispiel: Schbròòch (Sprache)
Schreibung: schd - Beispiel: Schdick (Stück)
Schreibung: schdr - Beispiel: Schdrick (Strick)
Schreibung: s - Beispiel: blòòse (blasen)
Schreibung: ß - Beispiel: grooß (groß)
Schreibung: ss - Beispiel: Schissel (Schüssel)
Schreibung: ch - Beispiel: Bauch (Bauch)
Schreibung: ch - Beispiel: mich (mich)
Schreibung: x - Beispiel: waxe (wachsen)
Schreibung: ng - Beispiel: singe (singen)
Schreibung: nk - Beispiel: Schrònk (Schrank)
2. Verschlusslaute
vor t,s,z,sch,ch schreiben wir pp,tt,ck, wenn Doppelmitlaute bereits im Stamm des Stichwortes vorhanden sind:
Schreibung: pp - Beispiel: ròppt (rupft) - Stichwort: ròbbe
Schreibung: tt - Beispiel: schittscht (schüttest) - Stichwort: schidde
Schreibung: ck - Beispiel: backt (backt) - Stichwort: bagge
Sonst schreiben wir einfache Mitlaute p,t.k:
Schreibung p - Beispiel: tripse (tröpfeln)
Schreibung t - Beispiel: lutsche (lutschen)
Schreibung k - Beispiel: bainäkscht (beinahe)
Vor Selbstlauten schreiben wir b,d,g nach ng,ß,sch,ch sowie nach einfachem oder doppeltem m,n,l,r,f,s:
Schreibung: b - Beispiel: Grumber (Kartoffel)
Schreibung: d - Beispiel: gäängde (gingen), Ämder (Ämter), kinnde (könnten), géschde (gehst du), Dochder (Tochter)
Schreibung: g - Beispiel: Wolge (Wolken)
Nach langem Selbstlaut oder Zwielaut schreiben wir vor folgendem Selbstlaut oder Zwielaut kein p,t,k, sondern b,d,g:
Schreibung: b - Beispiel: bluudich (blutig)
Schreibung: d - Beispiel: laude (läuten)
Schreibung: g - Bespiel: Hòòge (Haken)
Nach kurzen Selbstlauten schreiben wir vor folgendem Selbstlaut oder Zwielaut kein pp,tt,ck, sondern bb,dd,gg:
Schteibung: bb - hebbe (heben)
Schreibung: dd - schuddere (schaudern)
Schreibung: gg - Buggel (Buckel)